Ernährung bei Lipödem
Die Dunkelziffer von Lipödem ist hoch!
Aktuellen Studien zufolge sind etwa 10 % der erwachsenen Frauen weltweit betroffen! Ein Lipödem entsteht in Phasen hormoneller Veränderung wie Pubertät, Schwangerschaft, Geburt oder Menopause. Auch genetische Veranlagung spielt eine große Rolle und so werden in Familien gehäuft Betroffene mit Lipödem diagnostiziert. Häufig wird ein Lipödem als Lymphödem fehldiagnostiziert oder als einfache Fettleibigkeit abgetan.
Lipödem – die „totgeschwiegene“ Krankheit
Wird erstmals der Verdacht auf Lipödem geäußert, fühlen sich viele Patientinnen häufig alleingelassen. Im „Informationsdschungel“ des Internets verlieren sie schnell den Überblick – und bleiben mit zahlreichen offenen Fragen zurück.
Stopp! Kohlenhydrate sind kein Feind!
Und eines vorweg, nur weil man ein Lipödem hat, müssen wir den Kohlenhydraten keine Kriegserklärung machen. Es gibt so viele Lösungen und Ansätze, wie wir Betroffenen mit Lipödem Gutes tun können! Also keine Angst. Nun ein genussvolles Schmökern!

Foto: © Edburg Edlinger & Matthias Singer
Wo findet man als Betroffene nun Orientierung, Anschluss und letztendlich eine geeignete Therapiestrategie?
Die bestmögliche Behandlung eines Lipödems erfolgt im Rahmen eines interdisziplinären Ansatzes. Dabei arbeiten verschiedene Fachrichtungen, darunter spezialisierte Ärzt:innen, Physiotherapeut:innen, Psychotherapeut:innen und Diätolog:innen eng zusammen und bilden gemeinsam das Fundament einer erfolgreichen Therapie.
Welche Ärztinnen und Ärzte sind in Tirol auf Lipödem spezialisiert?
Für die Diagnosestellung kann ich folgende Ärzt:innen wärmstens empfehlen:
Dr. Markus Killinger (Lymphologe & Allgemeinmediziner)
Unholzen 140
6320 Angerberg
www.dr-killinger-angerberg.com
Dr. Corinna Giera (Lipödem-Chirurgin)
Medicent, Innrain 143
6020 Innsbruck
www.drgiera.com
Was fördert die Entstehung eines Lipödems?
Wir wissen, dass die genetische Veranlagung eine große Rolle spielen kann. Oft finden wir in einer Familie oder über Generationen Betroffene mit Lipödem. Auch Phasen von hormonellen Veränderungen (Pubertät, Menopause, Schwangerschaft, Hormonbehandlung …) können einen Schub oder den „Kick off“ auslösen. Nicht zuletzt ist ein erhöhtes Körperfett bzw. Übergewicht ein Risikofaktor für die Entstehung.
Wie hängen Übergewicht und Lipödem zusammen?
Tatsächlich sind etwa 78 % der Lipödempatientinnen gleichzeitig von Übergewicht oder Adipositas betroffen. Hohes Körpergewicht oder eine starke Gewichtszunahme erhöhen das Risiko für die Entwicklung eines Lipödems. Abnehmversuche sollten immer in Begleitung einer Ernährungsfachkraft durchgeführt werden und nie auf eigene Faust in Angriff genommen werden.
Wie können Diätologinnen und Diätologen helfen?
Das Ernährungsmanagement leistet einen wesentlichen Beitrag zum Behandlungserfolg und zur Zufriedenheit der Klientinnen. Durch eine genussvolle und nährstoffdeckende Ernährungsstrategie streben wir folgende Ziele an:
- Ernährungszustand verbessern
- genussvolles gesundes Essverhalten unterstützen
- Lebensqualität verbessern
- eine gesunde Gewichtsabnahme begleiten und eine Haltephase diätologisch und genussvoll pflegen
Gibt es eine spezielle Lipödem-Diät, die Betroffenen helfen kann?
Aus diätologischer Sicht ist es zu früh, von einer spezifischen „Lipödem-Diät“ zu sprechen. Ein meiner Meinung nach sehr radikaler ernährungstherapeutische Ansatz – die ketogene Diät wird sogar in der zuletzt 2024 veröffentlichten ärztlichen Behandlungsleitlinie empfohlen. Die Datenlage ist aber schwach und der Effekt nicht herausragend genug, dass ich persönlich bereit wäre, mich derart in meiner Ernährung einschränken zu lassen. Je alltagsferner die Diät gestaltet ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, diese Ernährung nicht dauerhaft einhalten zu können. Oder es kommt noch schlimmer und man entwickelt eine Essstörung, was es unbedingt zu verhindern gilt.
Zur aktuellen Lipödem-Leitlinie 2024 mit einem Klick: https://register.awmf.org/assets/guidelines/037-012l_S2k_Lipoedem_2024-01.pdf

Darf ich bei Lipödem Kohlenhydrate essen?
Ja, bitte! Auch du bist ein Mensch mit Bedürfnissen! Ich nehme dir nichts weg, was du liebst! Ich helfe dir auf einem genussvollen Weg zu einer guten Ernährung für den Alltag! Denn nur eine langfristig schlaue Ernährung ohne Extremismus bringt dauerhaften Erfolg und Lebensqualität. Auf dem Bild sieht man jeweils 120 g Kohlenhydrate in Form von Lebensmitteln verpackt. Diese Menge benötigt durchschnittlich unser Gehirn pro Tag!
Mit der linken Ladung hätten wir super Treibstoff mit Extranährstoffen für unseren Hirnstoffwechsel:
- 1 Portion (Vollkorn)nudeln
- 1 (Vollkorn)weckerl
- 1 Glas Milch
- 1 Apfel
- 1 handvoll Walnüsse
- 2 Karotten
Foto: © Edburg Edlinger & Matthias Singer
Die rechte Variante ist ein Extrembeispiel, wie es sich unser Hirn einfordern würde, wenn wir eben bei komplexen Kohlenhydraten zu sparsam waren. 120 g Kohlenhydrate befinden sich durchschnittlich in etwa 200 g Süßigkeiten, leider mit wenig Sättigung und ordentlich Extrakalorien durch ca. 100 g Fett.
Wann sollte man eine Diätologin oder einen Diätologen aufsuchen?
Sofern man eine der folgenden Checkfragen mit „JA“ beantwortet, ist dies ein Anlass, eine Ernährungsfachkraft zu kontaktieren.
- Ich fühle mich nicht wohl in meinem Körper und möchte abnehmen. Ich schränke mich ein und es belastet mich.
- Ich teile Lebensmittel in gut und böse ein.
- Ich lasse Lebensmittel weg, weil es mir jemand empfohlen hat. Diese Person war aber keine Diätologin und hat keine Kenntnisse über meine Ernährung.
- Ich meide gewisse Lebensmittel, obwohl ich sie gerne essen würde.
- Ich denke sehr oft an Essen.
- Ich habe oft ein schlechtes Gewissen, Gewissensbisse oder negative Gefühle beim oder nach dem Essen.
- Ich kann mein Essen nicht genießen.
Welche weiteren Therapiemöglichkeiten stehen bei Lipödem zur Verfügung?
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Physiotherapie – Bewegung
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Lymphdrainage
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Psychotherapeutische Unterstützung
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Liposuction
Physiotherapie – Bewegung
Regelmäßige Besuche von physiotherapeutischen Behandlungen können das Lipödem nicht heilen, sehr wohl aber Symptome deutlich lindern und die Lebensqualität verbessern. Physiotherapeut:innen unterstützen Betroffene mit gezieltem Bewegungstraining, Kompressionsbehandlungen und manuellen Lymphdrainagen.
Ziele der Physiotherapie:
- Schmerzen reduzieren
- Beweglichkeit verbessern
- Lymphabfluss unterstützen
- Bindegewebe entlasten
Lymphdrainage
Ein sehr effektives sowie wohltuendes Behandlungsinstrument ist die manuelle Lymphdrainage, die von Physiotherapeut:innen und Heilmasseur:innen mit entsprechender Zusatzqualifikation praktiziert wird. Auch wenn das Lipödem primär nichts mit dem Lymphsystem zu tun hat, wirken Lymphdrainagen nichtsdestotrotz sehr erleichternd. Durch sanftes Ausstreichen des Gewebes wird überschüssige Gewebsflüssigkeit abtransportiert, was häufig Schweregefühl, Spannungen und Druckempfindlichkeit lindert. Zusätzlich kommt es durch ein Lockern des Gewebes und das Beruhigen des Nervensystems zu einer erheblichen Schmerzreduktion.
Psychologische Unterstützung
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Eckpfeiler der Lipödem-Therapie ist die psychologische Betreuung durch eine Psychologin oder einen Psychologen. Lipödem-Patientinnen haben häufig mit Vorurteilen und Stigmatisierung zu kämpfen. Die psychotherapeutische Behandlung beim Lipödem unterstützt Betroffene dabei, trotz der Erkrankung ein liebevolles und gesundes Verhältnis zum eigenen Körper aufzubauen und dadurch mehr Selbstakzeptanz und Lebensqualität zu gewinnen.
Liposuction – Was ist das und wie weit hilft sie?
Eine Liposuktion beim Lipödem ist ein chirurgischer Eingriff zur dauerhaften Entfernung des krankhaft vermehrten Unterhautfettgewebes, um Beschwerden zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Wichtig zu wissen ist, dass eine derartige Absaugung keine Heilung des Lipödems bewirkt, sehr wohl aber zur Verbesserung der Schmerzen, des Druckgefühls, der Hämatomneigung, der Bewegungseinschränkungen und letztendlich der Lebensqualität führen kann. Auch ist eine Liposuction leider kein Freibrief dafür, seinen gesunden Lebensstil aufzugeben.
Die Lipödem-Chirurgin meines Vertrauens in Tirol, Salzburg und Bayern ist Dr. Corinna Giera.
Dr. Corinna Giera
Medicent, Innrain 143
6020 Innsbruck
www.drgiera.com