Die Kraft des Frühstückens
Niemand würde sich in ein Auto setzen, wenn der Tank leer ist. Auch unser Körper profitiert vom ersten „Guten Morgen Service“ mit positiven Effekten auf Stoffwechsel und Geist.
Diätologin Edburg Edlinger schwärmt: „Ein gutes Frühstück fördert die Gesundheit, bringt den Stoffwechselmotor auf Hochtouren, hilft beim Abnehmen, verbessert unser Wohlbefinden, die Verdauung und unsere Leistungsfähigkeit.“


Gesundheitsbooster Frühstück
Viele Studien konnten zeigen, das Frühstücksmuffel häufiger an Herzkreislauferkrankungen, Übergewicht und Diabetes leiden und weniger gesunde Lebensjahre haben. Die Ernährungsberaterin warnt aber gleichzeitig: „Aber Achtung, selbstverständlich ist Frühstücken allein kein Allheilmittel, sondern ein wertvoller genussvoller Beitrag für ein gesundes Leben.“
Mit Frühstück zur Wohlfühlform
Frühstücken hält unseren Hunger in Schach, berichtet Ernährungsexpertin Edlinger. In Studien wurde eindrucksvoll bewiesen, dass diejenigen, die entweder das Frühstück auslassen oder die hohe Kalorienaufnahme von morgens auf abends verschieben, einen vermehrten Hunger haben. Der Körper versucht das Defizit zu Tagesbeginn, wo wir erfahrungsgemäß viel leisten müssen, später wieder aufzuholen, und diese Aufholversuche werden umso unkontrollierbar, je stärker eingespart wurde.
„Der Genuss einer größeren Mahlzeit am frühen Morgen führt zu einem signifikant geringeren Hunger oder Verlangen nach Essen über den restlichen Tag“, ergänzt die Diätologin. Das Auslassen des Frühstücks und der späte Verzehr der Mahlzeiten reduziert den Energieverbrauch und so fördert spätes Essen den Körperfettaufbau.
Edburg Edlinger ist überzeugt: „In der Ernährungspraxis kann ich diese Ergebnisse bestätigen: Essen Personen ausgerechnet dann zu wenig, wenn ihr Körper Energie benötigt, so kommt es zu Stoffwechselanpassungen mit einem „Herunterfahren des Systems“. Weiters wurde nachgewiesen, dass sich ein gesundes ausgewogenes Frühstück positiv auf den Zuckerstoffwechsel im gesamten Tagesverlauf auswirkt.


Der Fastenirrtum
Durch die Idee des intermittierenden Fastens neigen viele dazu, das Frühstück wegzulassen, um die heiß ersehnten 16 Stunden nahrungsfreie Zone doch noch irgendwie zu erreichen. Nur leider ist dieses Zahlendiktat laut Diätologin Edlinger ein großer Irrtum und eine Sackgasse, die zu einem immer stärkeren Sparen des Stoffwechsels führt und letztendlich eine Gewichtszunahme begünstigt. „Liefern Sie dann Nahrung, wenn Sie Leistung bringen, denn sonst versucht unser Körper, sparsamer zu arbeiten,“ gibt die Ernährungsexpertin zu bedenken. Es ist falsch, sich von einer Uhrzeit das Essen vorschreiben zu lassen, vielmehr geht es darum, auf seinen Körper zu hören und seinem Hunger- und Sättigungsgefühl mehr zu vertrauen.
Stimmungsmacher Frühstück: Das Rezept für gute Laune & Leistungsfähigkeit
Der „Leerstart“ in den Tag hat außerdem negative Konsequenzen für unsere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit sowie Stimmung und Verhalten.
Mit dem Auslassen des Frühstücks steigt in jedem Alter das Risiko für Depressionen, Stress und psychische Belastungen. Bei jugendlichen „Frühstücksmuffeln“ wurden zusätzlich vermehrt Angstzustände festgestellt.
In einer großen internationalen Untersuchung über mehrere Jahre an ca. 115.000 Schüler*innen wurden die Unterschiede beobachtet zwischen denjenigen, die zu Hause frühstückten, auswärts das Frühstück einnahmen oder nicht gefrühstückt hatten. Ohne Frühstück war das Risiko für diverse Symptome wie beispielsweise körperliche Beschwerden (Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erbrechen), Angst/Depression, Denkprobleme, Aufmerksamkeitsprobleme, kriminelles Verhalten und aggressives Verhalten signifikant höher. Am wenigsten Auffälligkeiten zeigten Schüler*innen, die ihr Frühstück zu Hause essen konnten. Die Ernährungsberaterin ergänzt: „Es konnte auch in den vergangenen Jahren in mehreren Studien belegt werden, dass zumindest eine gemeinsame Familienmahlzeit am Tag ganz wichtige Schutzfaktoren für die körperliche und geistige Gesundheit von Kindern und Jugendlichen bedeutet.“
Verdauungshelfer Frühstück
Viele Menschen besuchen am liebsten zu Hause „das stille Örtchen“. Der sogenannte Stuhlentleerungsreiz ist meist morgens am stärksten ausgeprägt und wird durch den Genuss eines Frühstücks gut ausgelöst. Menschen mit Neigung zu Verstopfung sollten besonders diese morgendliche Verdauungsaktivierung nützen und sich auch genügend Zeit einplanen.
Was ist ein gesundes ausgewogenes Frühstück?
Regel Nummer eins: „Es muss mir schmecken!“ lacht die Ernährungsberaterin beherzt. Es gilt in sich hineinzuhören: Worauf habe ich heute Lust? Ist mein Hunger klein oder groß? Bitte immer so viel essen, bis man eine angenehme Sättigung verspürt.
Ein optimaler Bausatz für ein Frühstück enthält mehrere Bestandteile:
- Proteinlieferanten: Milch, Joghurt, Topfen, Käse, Ei, Hülsenfrüchte wie z.B. Hummus, …
- Kohlenhydratlieferanten: Brot, Müsli, … bevorzugt Vollkorn
- Vitaminbestseller & Nährstoffbomben: Gemüse, Obst, Nüsse, Samen
- Sparsam Fett & Süßes: Butter, Nussmus, Marmelade, Honig oder andere Aufstriche
Eine Mischung daraus sorgt für eine wohltuende und anhaltende Sättigung und serviert unserem Körper den Nährstoffmix zu Tagesbeginn, mit dem wir optimal wirken können.
Gruß von der Diätologin und Abschlussplädoyer:
- Der richtige Zeitpunkt für das Frühstück in den ersten Morgenstunden ist individuell.
- Frühstücken ist essenziell für körperliches und geistiges Wohlbefinden und Gesundheit.
- Gemeinsame Mahlzeiten fördern den Zusammenhalt und stärken Beziehungen.
FAQ in der Diätologie-Sprechstunde
Wann soll ich frühstücken?
Genießen Sie ihr Frühstück dann, wenn Sie einen Hunger verspüren. Manche Menschen haben sofort nach dem Aufstehen Hunger, andere wiederum entwickeln erst ein bis zwei Stunden später Hungergefühle. Im Voraus noch ohne Appetit bzw. Hunger „auf Vorrat“ zu essen, fühlt sich nicht gut an und führt bei manchen Personen zu vermehrten Hungergefühlen den restlichen Tag über. In der individuellen Ernährungssprechstunde finden Diätolog*innen genüssliche und alltagstaugliche Lösungen für einen optimalen Start in den Tag.
Ich habe keinen Hunger morgens!
Jeder Mensch ist einzigartig und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Tatsächlich benötigen aber alle in den ersten Morgenstunden eine erste genussvolle Ladung Energie über eine Mahlzeit. Es ist nicht sinnvoll, sich zu früh ohne Hunger zum Essen zu zwingen. Es gibt aber viele Ursachen, warum der Hunger morgens nicht oder zu spät wach wird. Einige Menschen, besonders diejenigen, die gerne abnehmen möchten, verdrängen bewusst Hungergefühle. Auch wenn der Morgen zeitlich zu knapp getaktet wird oder der Fokus auf intensives Arbeiten gesetzt wird, ist ein aufkommendes Hungergefühl schnell wieder beiseitegeschoben. Vielleicht wird aber durch Nikotinkonsum oder Kaffee der Hunger unterdrückt? Ursachen und Lösungen können in der persönlichen Ernährungsberatung gefunden und gemeinsam geplant werden.
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Quellen:
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