Wildkräuter & Wildblüten – genüssliche Multitalente

Was für manche bloßes Unkraut ist, ist für andere eine genussvolle vitalstoffreiche Ergänzung des Speiseplans. Also liebe Gärtner, nützt euer Kraut und verarbeitet es in der Küche! Wildkräuter und Blüten machen auch eure Gerichte zu einem Augenschmaus.

Tipps zur Wildkräuterernte

  1. Sammeln Sie essbare Wildpflanzen nur im eigenen Garten oder in der Natur abseits von befahrenen Straßen oder Hundeauslaufzonen.
  2. Gehen sie auf Nummer Sicher!
  3. Helfershelfer bei der richtigen Identifizierung von Wildkräutern sind Bestimmungsbücher oder aber auch eine App wie z.B. Inaturalist.
  4. Vor Zubereitung immer waschen
    Die gepflückten Kräuter und Blüten unter warmem Wasser abbrausen.

Bedienen Sie sich immer nur mäßig an der Natur, damit Bienen oder andere Mitgeniesser auch noch etwas davon haben. Anstelle von beherztem Herausreißen ist umsichtiges Abschneiden der Kräuter gefragt, damit im nächsten Jahr noch Wildkräuter wachsen.
Wer in Wildkräutern eine neue Leidenschaft gefunden hat, könnte sich im eigenen Garten ein kleines „wildes Beet“ anlegen.

Spitzwegerich

Lateinisch: Plantago Lanceolata

Besonderheit

Der Spitzwegerich ist der König des Weges. Übrigens Wegerich kommt aus dem Althochdeutschen: „wega“ ist der Weg und „rih“ bedeutet König. Und dieser König des Weges ist ein ausdauernder Wegbegleiter und hält fast alles aus.

Wirkung

Dieses Weg-Kraut wirkt bei Katarrhen der Luftwege, entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut

Heilkaut bei Erkältung, Husten und Halsschmerzen:

  • Spitzwegerich-Sirup
  • Spitzwegerich-Tee

    Zubereitung Spitzwegerich-Tee:

    2-4 g geschnittenen getrockneten Spitzwegerich (3-6 TL) mit kochendem Wasser übergießen und 10 min ziehen lassen.

    Genießertipp: frisch überbrühter Spitzwegerich schmeckt wesentlich besser als die getrocknete Teedroge.

    Genussvolle Verwendung

    Spitzwegerich kann in vielen Variationen genossen werden:

    • Pesto
    • Smoothie
    • Salat
    • Suppe
    • Zum Verfeinern weiterer Gerichte

    Thymian

    Lateinisch: Thymus

    Besonderheit

    Das Kraut Thymian ist in steinigen und sonnigen Gebieten Tirols wohl eines der häufigsten Wegbegleiter.

    Wirkung

    Thymian ist reich an ätherischen Ölen wie dem geruchstypischen Tymol. Durch seine Inhaltsstoffe findet Thymian Anwendung bei:

    • Expektorans (Schleimlöser) und Bronchospasmolytikum (Arzneimittel, das den Tonus der Bronchialmuskulatur senkt und damit eine Weitung der Bronchien bewirkt)
      • z.B. bei akuten und chronischen Bronchitiden, Keuchhusten, Katarrhen der oberen Atemwege

    In der Volksmedizin wird Thymian auch zur Verdauungsanregung, Linderung von Blähungen, zur Entwässerung und als Wurmmittel eingesetzt.

    Thymian in der Apotheke:

    Zahlreiche Fertigarzneimittel der Gruppe Antitussiva enthalten Thymian-Extrakte entweder als Hauptinhaltsstoff (Expectal®N, Pertussin®N, Soledum®, Thymipin®) oder zahlreiche Kombinationspräparate  (z.B. Aspecton®N, Bronchipret®, Eupatal®).

    Zubereitung Thymiantee:

    1,5 – 2 g Thymian (1 gehäufter Teelöffel) mit kochendem Wasser übergießen. Nach 10 min durch ein Teesieb geben.

    Foto: Ulrike Rath

     

    Genießertipp: frisch überbrühter Thymian schmeckt wesentlich besser als die getrocknete Teedroge.

    Genussvolle Verwendung

    Thymian ist nicht nur ein altbewährtes Hustenmittel, sondern gerade die frischen jungen Triebe mitsamt der Blüte verfeinern Gerichte aus:

    • Kartoffeln
    • Topfen
    • Fleisch
    • Gemüse
    • Pizza
    • Pilze
    • Saucen

    Brennnessel

    Lateinisch: Urticae

    Besonderheit

    Die Brennnessel ist eine der wertvollsten Wildkräuter, die es gibt. Sie wird auch als Nesselkraut , Haarnessel oder Hanfnesselkraut bezeichnet. Es ist kaum zu glauben, aber sie ist in verarbeitetem Zustand, sowie roh genießbar.
    Mann kann die Blätter, Samen und sogar Wurzeln verwenden. Erntezeit für Blätter ist zwischen April bis Juni und für Samen Juli bis Oktober. Brennnessel sind meist an Wegrändern zu finden und können zwischen 30 cm und bis zu 3 m hoch werden.

    Aber Achtung vor den „Brennhärchen“, die ein Brennen, Jucken und Quaddeln verursachen.
    Die Brennhaare bestehen aus Kieselsäurekristallen und sind mit einem Köpfchen versehen, das bei Berührung abbricht. Das restliche Haar sieht nun aus wie eine Injektionsnadel, die sich in die oberen Hautschichten bohrt. Der darin enthaltene ameisensäurehaltige Brennsaft wird durch die kapillare Sogwirkung in die Haut injiziert und kann dort zu langanhaltenden Rötungen, Quaddeln und Juckreiz führen. (Quelle: www.fachschule-laimburg.it)

    Wirkungsweise

      Brennnesselblätter wirken harntreibend, blutreinigend, verdauungsfördernd und entzündungshemmend.

      • Erhöhung der Harnmenge
      • zur Unterstützung der Behandlung von Beschwerden beim Wasserlassen (Miktionsbeschwerden)

      Ernte-Tipps

       

      Zum Pflücken eignen sich Gartenhandschuhe, so wird die Ernte schmerzbefreit.

      Die jungen Blätter der Brennnessel besitzen noch keine Brennhärchen und können roh genossen werden.
      Wenn man ganzjährig nur junge Blätter verwenden möchte, sollte man die Brennnesseln regelmäßig bis auf 2 cm über dem Boden zurückschneiden. Nach kurzer Zeit treiben die Brennnesseln wieder aus der Wurzel aus, so dass man wieder junge Blätter hat.

      Wer auch ältere Blätter verarbeiten möchte, kann Brennhaare folgendermaßen unschädlich machen:
      1) Brennnesseln in ein Tuch wickeln und stark auswringen und anschließend kurz blanchieren
      2) kräftig durchwaschen
      3) Für die Salatherstellung reicht das Vermischen mit der Marinade. So verlieren die Härchen im auch ihre Brennwirkung.

      Tipps zur Verwendung:

        Am besten schmecken die noch jungen Triebspitzen der Pflanzen.

        Brennnessel können in vielen Variationen genossen werden:

        • Tee
        • „Brennnesselspinat“
        • Smoothie
        • Salat
        • Suppe
        • Zum Verfeinern weiterer Gerichte
          • Brennnesselnudeln, Brennnesselschlutzkrapfen, -knödel oder –nocken
          • Blätter und Samen können auch zu einem Brennnesselbrot verarbeitet werden.

        Genießer Tipp aus der Steiermark: Probieren Sie einmal Brennnessel-Pesto, natürlich mit Kürbiskernöl!

        Inhaltsstoffe

        Mit 1 Handvoll (25 g) Brennnessel servieren wir unserem Körper wertvollen Nährstoffinput an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Besonders hervorzuheben ist:

        Vitamin A:          1/8 des Tagesbedarfs (25 g liefern 100 µg)

        Vitamin C:          ca. 100 % (25 g liefern 83 mg)

        Calcium:             ¼ des Tagesbedarfs (25 g liefern 178 mg)

        Bei zu langem Erhitzen verliert dieses empfindliche Blattgemüse rasch wertvolle Inhaltsstoffe. Genießen Sie die Blätter am besten roh oder garen Sie nur kurz.

        Holunderblüten

        Lateinisch: Sambuci flos

        Besonderheit

        Holunderblüten werden auch Hollerblüten oder Zickenblüten genannt. Andere Synonyme sind „Schwitztee“ oder „Betscheletee“ und im Englischen heißt es „elder flowers“. Holundersträuche können bis zu 7 Meter hohe Bäume werden. Die übliche Blütezeit ist zwischen Juni und August. Durch den milden Frühling hat die Erntesaison bereits im Mai begonnen. Der Holunderduft ist sehr intensiv und wohl für jeden ein angenehmer Genussmoment.

        Wirkung

        Holunderblüten werden vorwiegend bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Die Blüten bzw. Extrakte daraus sind in wenigen Kombi-Arzneimitteln enthalten, z.B. im Sekretolyticum (Schleimlöser) Sinupret ®.

        In der Volksmedizin werden Holunderblüten auch für die Herstellung von Gurgelwasser benutzt.

        Wirkungsweise:

        • vermehrt die Bronchialsekretion (schleimlösend in den Bronchien)
        • schweißtreibend
          • Wirkung nur als heiß getrunkener Tee
          • Holunderblüten steigern die Erregbarkeit der Schweißdrüsen für Wärmereize

        Zubereitung Holunderblütentee:

        3 g Holunderblüten (1 Esslöffel) mit kochendem Wasser übergießen. Nach 5-10 min durch ein Teesieb geben und möglichst heiß genießen: 

        Genießertipp: frisch überbrühte Holunderblüten schmecken wesentlich besser als die getrocknete Teedroge.

        Genussvolle Verwendung

        Holunderblüten können viel mehr als einen Sirup verfeinern oder einen prickelnden Holler-Sekt veredeln! Ein weiteres klassisches, wenn auch etwas deftigeres Schmankerl sind die Hollerstrauben (Holunderküchlein). Dabei werden die ganzen Blütendolden in einen Backteig getunkt und in heißem Fett herausgebacken. Mit Staubzucker verfeinert genießt man dann den Holunder-Gaumenschmauß.

        Holunderblüten können aber noch viel mehr! Lassen Sie die Blüten über Nacht in diversen Flüssigkeiten oder Speisen ziehen und nehmen Sie sie anschließend heraus. Ein köstliches Aroma entsteht und die eventuell verbliebenen Blüten kann man ruhig mitessen oder -trinken.

        • Blüten inspirieren Speisen

          • Holunderblüten-Milch
          • Holunderblüten-Topfencreme / Pudding / Joghurt / Mousse
          • Holunderblüten-Milchreis
          • Holunderblüten-Pancakes
          • Holunderblüten-Eis
          • Holunderblüten-Gelee
          • Holunderblüten-Topfentorte
          • Holunderblüten-Essig
          • Kuchen, Muffins, Süßspeisen wie Schmarren, Omelette:
            • Aromatisieren Sie über Nacht die flüssigen Anteile mit den Blüten, z.B. Milch oder Öl. Dann herausnehmen und übliches Rezept umsetzen.

        Probieren Sie meine Rezepte:

        • Bäriges Holunderblüten-Joghurt
        • Holunderblüten-Pancakes

        Infused Water

        • Geben Sie in eine Wasserkaraffe 1-3 Holunderblüten-Dolden. Bei Bedarf mit ein paar Zitronenscheiben verfeinern. Fertig ist ein köstlicher Holunderblüten-Traum.

        Bitte pflücken Sie Holunderblüten achtsam und zwicken sie behutsam mit den Fingernägeln ab oder verwenden ein Taschenmesser oder eine Gartenschere. Sammeln Sie möglichst insektenfreie Dolden. Hinterlassen Sie an jedem Strauch Blütendolden für Bienen und sorgen Sie so für gesunden Holunderbeeren-Nachwuchs.

        Gänseblümchen

        Lateinisch: Bellis perennis

        Besonderheit

        Zunächst ist das Gänseblümchen auch bekannt als „Tausendschön“ oder Marienblümchen und im Englischen heißt es „Daisy flower“. Es gehört zu den ersten Frühlingsboten und hat eine Blütezeit von März bis Oktober oder sogar November. Das Gänseblümchen ist ein Pflänzchen mit wenig Anspruch und wächst beinahe überall. Es schläft „zugedeckt“, da es seine Blütenblätter in der Nacht schließt. Dann wird die schöne rötliche Unterseite der Blütenblätter sichtbar, die unter Tags strahlend weiß sind.

        Wirkung und Inhaltsstoffe

        • reich an sekundären Pflanzenstoffen
        • antioxidativ und entzündungshemmend
        • harntreibend
        Gänseblümchen-Herz

        Genussvolle Verwendung

        Die Gänseblümchen sehen nicht nur toll aus, sondern geben Gerichten ein feines, nussiges Aroma. Sie können die Blüten, als auch das Blattgrün des Gänseblümchens verwenden. Eine süße Idee für sommerliche Erfrischungsgetränke: einzelne Gänseblümchenblüten in Eiswürfelbehältern mit Wasser bedecken und einfrieren.

        • Blattgrün und Blüten
          • Salate, Suppen, Gemüsegerichte
          • Aufstriche
        • Blüten
          • süße Topfencremen
          • Gänseblümchen-Kapern
          • Tee
          • Sirup
          • Dekoration von süßen und pikanten Speisen

         

        Foto: Magdalena Mayrhofer

        Anleitung Gänseblümchen-Kranz

        Nicht nur Speisen lassen sich mit den hübschen Blüten schön dekorieren, auch unseren Kopf können wir damit schmücken. Sabrina Pfundner hat es bereits ausprobiert und eine Anleitung für einen Gänseblümchen-Kranz erstellt.

        Wichtig gleich zu Beginn: Achtet beim Pflücken der Gänseblümchen darauf, möglichst lange Stängel zu wählen.
        Zuerst ein Gänseblümchen quer über ein anderes legen, am besten direkt Blüte an Blüte.

        Dann den Stängel der oberen Blume nach hinten oben wegbiegen und ihn von hinten um die Blume herum wieder nach vorne führen. Man wickelt ihn sozusagen um den anderen Stängel herum.

        Nun das Ende des herumgelegten Stängels wird dann möglichst weit vorne parallel zum anderen Stängel zur Seite gelegt.

        Das nächste Gänseblümchen auf dieselbe Art und Weise um die schon vorhandenen zwei Stängel wickeln und den dritten Stängel wieder parallel zu den anderen legen. Und immer so weiter!

        Unbedingt den Kranz immer wieder probieren, um die benötigte Länge abzuschätzen.
        Ist der Kranz lang genug, die Enden zusammenführen und auf dieselbe Weise noch ein paar Blumen um die Stängel der ersten Blumen herumflechten. Am Schluss eine Blume mit einem etwas festeren und längeren Stängel mehrmals um den Kranz wickeln und mit einem Knoten zusammenbinden.

        Fotos: Sabrina Pfundner & Edburg Edlinger
        Foto-Models: Sabrina Pfundner & die kleine Sophia

        Sauerampfer

        Lateinisch: Rumex acetosa

        Besonderheit

        Schon die alten Griechen und Römer erkannten, dass der Sauerampfer mehr ist, als ein Unkraut! Sie nutzten die verdauungsanregende Wirkung für die Bekömmlichkeit von fettreichen Speisen. Für Seefahrer war dieses Kraut ein Mittel gegen die Vitamin-C-Mangelkrankheit Skorbut. Schon 50g, das sind zwei Hände voll Blätter, decken die Hälfte des Tagesbedarfs an Vitamin C!

        Wirkung

        • Appetitanregend
        • Regt die Bildung von Verdauungssäften an

        Achtung: Sauerampfer enthält viel Oxalsäure. Daher sollten Personen mit Rheuma, Gicht oder Nierenproblemen nur eine kleine Menge davon genießen!

        Achten Sie beim Pflücken darauf, nur die grünen, jungen Blätter zu pflücken.

        Genussvolle Verwendung

        Wie der Name schon erahnen lässt, zeichnet sich der Sauerampfer durch seinen säuerlichen Geschmack aus.

        Verwenden können Sie die jungen, grünen Blätter. Diese lassen sich ähnlich zubereiten wie Spinat und eignen sich zur Verarbeitung in:
        • Suppen
        • Eintöpfen
        • Salaten
        • Soßen
        • Pesto
        • Aufstriche

        Löwenzahn

        Lateinisch: Taraxacum

        Besonderheit

        Die ideale Erntezeit ist Mai und Juni, da sind die Löwenzahnblätter noch schön zart. Löwenzahn ist reich an Antioxidantien: Mit 50 g (2 handvoll Blätter) deckt man etwa 40 % des Tagesbedarfs des Zellschutzvitamins C.

         

        Wirkung

        • entwässernde Wirkung (harntreibend)
        • regt die Bildung von Gallensäften an (Bestandteil von Leber- und Galletees)
        Achtung: ein zu großer Konsum könnte bei Menschen mit Reizdarm durch den hohen Fruktangehalt vermehrt zu Verdauungsbeschwerden führen.

        Foto: Magdalena Mayrhofer

        Vorsicht beim Pflücken: Der weißen Milchsaft macht unangenehme Flecken auf der Kleidung.

        Genussvolle Verwendung

        Sie können Blätter, Blüten und sogar die Wurzel verwenden!

        • Junge Löwenzahnblätter
          • Salate
          • Gedünstete Blätter werden zu einer spinat-ähnlichen Beilage
          • Pesto
          • Für Saucen, Dips, Dressing
        • Blüten
          • Dekoration essbar für Salate und andere Gerichte
          • Löwenzahnhonig, Sirup, Gelee
        • Löwenzahnwurzel
          • Kaffee-Ersatz wie aus der Zichorienwurzel
          • Im Herbst ernten, trocknen, rösten, mahlen und daraus einen Kaffeeersatz herstellen

         

        Foto: Magdalena Mayrhofer