Ernährung bei Endometriose & Adenomyose

Kurzes Erklär-Video zu Ernährung und Endometriose

Demnächst zu finden sein wird dieses Video auf der Website des Endometriosespezialisten Frauenarzt Univ. Prof. Mag. Dr. med. Andreas Widschwendter:

www.prof-widschwendter.at

Foto von links nach rechts: Patricia Kemptner, Edburg Edlinger, Andreas Widschwendter. Herzlichen Dank an Kollegin Patricia für ihre Regie-Assistenz! 

Was kann Ernährung bewirken?

Endometriose ist eine Erkrankung, bei der Gewebe ähnlich der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter wächst. 
Bei Adenomyose ist das Muskelgewebe der Gebärmutter betroffen. Die Beschwerden sind äußerst vielfältig und bei jeder Frau 
sehr individuell ausgeprägt.

Studien belegen positive Effekte der Ernährung bei Endometriose:

• Verdauungsbeschwerden reduzieren
• Schmerzen lindern
• Lebensqualität verbessern

Ernährung ist eine Behandlungssäule von mehreren Therapieoptionen, wie Bewegung, Stressmanagement, usw. und eine Endometriose sollte immer interdisziplinär unter ärztlicher Anleitung behandelt werden.

Endometriose & Gewicht

Aus Untersuchungen weiß man, dass ein niedriger Body Mass Index, also ein niedriges Gewicht Endometriose negativ beeinflusst (1):

• höheres Risiko, Endometriose zu entwickeln
• höheres Risiko für einen schweren Verlauf bei Endometriose

Wir sehen auch öfters Frauen, die durch die Schmerzen und Beeinträchtigungen zu wenig essen und deshalb Gewicht verlieren.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Endometriose & Reizdarm?

• Wissenschaftlich bewiesen ist, dass bei vorliegender Endometriose das Risiko für Reizdarm etwa dreifach so hoch ist. (2)
• Noch ist unklar, warum Endometriose und Reizdarmsyndrom vermehrt gemeinsam auftreten können.

Es gibt zahlreiche Gemeinsamkeiten und wesentliche Schlüsselsymptome bei Endometriose und Reizdarmsyndrom:

• Reduzierte Lebensqualität
• Viszerale Hypersensibilität (sehr hohe Empfindlichkeit)
• Blähungen, Blähbauch oder „Endobelly“
• Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe
• Stuhlprobleme wie Verstopfung, Durchfall
• Übelkeit
• Schmerzen bei der Stuhlentleerung

Bei Reizdarm gibt es bereits viel länger gute Daten, dass eine Ernährungstherapie von spezialisierten Diätologinnen effektiv Beschwerden reduziert. Im Gegensatz zu Endometriose ist die Ernährungstherapie bei Reizdarm bereits etablierter Behandlungsstandard in medizinischen Leitlinien.

Beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit für Unverträglichkeiten bei RDS-Betroffenen erhöht. Und so profitieren 3 von 4 Reizdarmpatientinnen vom sogenannten FODMAP-Ernährungskonzept, das aus Karenzphase, Testphase und Planung einer Dauerernährung besteht. Diese Ernährungstherapie darf nur unter fachlicher Anleitung von spezialisierten Diätologinnen umgesetzt werden.

Selbstständige Ernährungsexperimente: (K)ein guter Plan?

Wir wissen aus einer großen italienischen Untersuchung Ende 2023 an ca. 4100 endometriosebetroffenen Frauen, dass 66 %, also 2/3 der Befragten ihre Ernährung verändern und das leider ohne professionelle Betreuung. Es verschlechterte sich bei einem Großteil der Betroffenen die Lebensqualität durch diese Maßnahmen (3).

Darf ich rotes Fleisch bei Endometriose essen?

In der Ernährungsmedizin und Ernährungspsychologie gibt es kein schwarz oder weiß, also „verboten oder erlaubt“. Ich darf zur Verdeutlichung eine spannende Studie aus den USA von 2018 vorstellen (4):

• Nurses Health Study: Untersuchungszeitraum 1991 – 2013
• 90.000 Frauen wurden untersucht
• Vergleich von 2 Gruppen hinsichtlich Konsum von rotem Fleisch:
  • > 2 Portionen pro TAG
  • ≤ 1 Portion pro WOCHE

Ergebnis: Frauen, die mehr als 2 Portionen täglich rotes Fleisch konsumierten, hatten ein um 56 % höheres Risiko als Frauen, die einmal wöchentlich oder seltener rotes Fleisch genossen. UND ganz wichtig: es wurde hier und auch in weiteren Untersuchungen KEIN negativer Zusammenhang zwischen Endometriose und dem Konsum von folgenden Lebensmitteln festgestellt:

• Geflügel
• Eier
• Fisch
• Meeresfrüchte

Für die Praxis bedeutet das, dass der Genuss von rotem Fleisch in kleinen Mengen Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung sein darf.

Was tun bei Endometriose?

Ein ganz wertvolles Fundament ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Viele Menschen glauben, sich gesund zu ernähren. Wir Diätologinnen entdecken aber häufig gerade hier eine große Einseitigkeit.

Es ist entscheidend zu betonen, dass Ernährung sehr individuell ist. Was für eine Person funktioniert, mag für eine andere ungeeignet sein. Deshalb bitte Hände weg von gut gemeinten Tipps aus dem Umfeld ohne Fachkenntnisse und ohne die Ernährungssituation der Betroffenen zu kennen.

Gibt es Ernährungs-Tipps, die für alle nützlich sind?

• Iss dann, wenn du Hunger hast. Höre auf, wenn du satt bist.
• Iss das, worauf du gerade Lust hast.
• Genieße dein Essen mit allen Sinnen, ganz bewusst und ohne Ablenkung.
• Liefere deinem Körper regelmäßig Nahrung.
• Iss genug tagsüber und vermeide zu große Essensmengen spät abends.
• Iss langsam und kaue gut, denn gut gekaut ist halb verdaut.

Wann sollte man sich Unterstützung von einer Diätologin schenken?

Ich serviere hier einige Check-Fragen. Jede Antwort mit ja ist ein Anlass, eine Ernährungsfachkraft aufzusuchen:

• Ich habe Gewicht abgenommen oder ich spüre, dass ich mehr Gewicht brauche, um mich wohl zu fühlen.
• Ich fühle mich nicht wohl in meinem Körper und möchte abnehmen. Ich schränke mich ein und es belastet mich.
• Ich teile Lebensmittel in gut und böse ein.
• Ich lasse Lebensmittel weg, weil es mir jemand empfohlen hat. Diese Person war aber keine Diätologin und hat keine Kenntnisse über meine Ernährung.
• Ich meide gewisse Lebensmittel, obwohl ich sie gerne essen würde.
• Ich denke sehr oft an Essen.
• Ich habe oft ein schlechtes Gewissen, Gewissensbisse oder negative Gefühle beim oder nach dem Essen.
• Ich kann mein Essen nicht genießen.

Quellen:

(1) Garalejic E., Arsic B., Radakovic J., Jovic D.B., Lekic D., Macanovic B., Soldatovic I., Perovic M. A preliminary evaluation of influence of body mass index on in vitro fertilization outcome in non-obese endometriosis patients. BMC Women’s Health. 2017;17:112. doi: 10.1186/s12905-017-0457-0. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5691874/

(2) Nabi MY, Nauhria S, Reel M, Londono S, Vasireddi A, Elmiry M, Ramdass PVAK. Endometriosis and irritable bowel syndrome: A systematic review and meta-analyses. Front Med (Lausanne). 2022 Jul 25;9:914356. doi: 10.3389/fmed.2022.914356. PMID: 35957857; PMCID: PMC9357916. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35957857/

(3) Mazza E, Troiano E, Mazza S, Ferro Y, Abbinante A, Agneta MT, Montalcini T, Pujia A. The impact of endometriosis on dietary choices and activities of everyday life: a cross-sectional study. Front Nutr. 2023 Sep 22;10:1273976. doi: 10.3389/fnut.2023.1273976. PMID: 37810932; PMCID: PMC10559972. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37810932/

(4) Yamamoto A, Harris HR, Vitonis AF, Chavarro JE, Missmer SA. A prospective cohort study of meat and fish consumption and endometriosis risk. Am J Obstet Gynecol. 2018 Aug;219(2):178.e1-178.e10. doi: 10.1016/j.ajog.2018.05.034. Epub 2018 Jun 2. PMID: 29870739; PMCID: PMC6066416.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6066416/

FODMAP Diät

Die low FODMAP Diät ist eine bewährte Ernährungstherapie bei Reizdarm mit höchster Evidenz

Die australische Diätologin Sue Shepherd, Dr. Peter Gibson und ihr Team von der Monash Universität in Victoria arbeiten seit 2008 erfolgreich mit dieser Ernährungstherapie bei Reizdarm. Zahlreiche internationale wissenschaftliche Studien konnten die Wirksamkeit der low FODMAP Diät belegen. Wichtige Voraussetzung: Die Diät soll nur unter Anleitung von spezialisierten Diätologen durchgeführt werden!  Ich bin spezialisiert auf die low FODMAP Ernährungstherapie und begleite Sie professionell nach dem bewährten Konzept.

Seit 2018 gibt es für Diätologen die super Möglichkeit, direkt bei der Monash-Universität eine Zertifikats-Ausbildung zu absolvieren.

Ich habe im August 2019 diese Ausbildung mit 30 CPD-Punkten absolviert und die Prüfung erfolgreich bestanden. Ich war die erste Österreicherin mit diesem Zertifikat, in der Zwischenzeit sind mir weitere Kolleg*innen gefolgt.